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Deutscher Mittelstand verpasst Sanierungschancen

Unwissenheit ist immer noch das größte Hemmnis, warum Mittelständler in der Krise eine Sanierung unter Insolvenzschutz nicht nutzen. Das ist das Ergebnis der repräsentativen Mittelstandsumfrage, die mit Stand Frühjahr 2018 von Creditreform und dem Deutschen Institut für angewandtes Insolvenzrecht (DIAI) durchgeführt wurde. Fast 2/3 der befragten Unternehmer kennen auch sechs Jahre nach Inkrafttreten des ESUG (Gesetz zur Erleichterung der Sanierung von Unternehmen) diese Sanierungsmöglichkeiten nicht. An der Umfrage nahmen gemäß Angaben vom 04.05.2018 insgesamt 1.112 Unternehmer teil. Nach Ansicht des Direktors des DIAI, Professor Dr. Hans Haarmeyer, handelt es sich um ein klares Versagen der Wirtschaftsverbände als Mittler zwischen Politik und Wirtschaft, deren Aufgabe es wäre, über die Sanierungsinstrumente zu informieren. Diese verweigerten sich aber oft den Themen Krise und Insolvenz. In vielen Branchen fehle es schlicht an der Kenntnis über die Sanierung unter Insolvenzschutz und der Eigenverwaltung.

Wenn die bestehenden Sanierungschancen in der Krise nicht genutzt werden, dann entsteht nicht nur für die Volkswirtschaft ein hoher Schaden durch Forderungsausfälle, sondern auch tausende von Arbeitsplätzen gehen verloren. Vielen kleinen Unternehmen droht die Liquidation, obwohl sie über ein marktfähiges Geschäftsmodell verfügen, weil sie die Chancen nicht nutzen. Die Unwissenheit über die neuen Möglichkeiten korrespondiert nach Auffassung von Michael Bretz (Creditreform) mit unzureichenden Kenntnissen über die Möglichkeit einer Früherkennung von Krisen. Den meisten kleineren und mittleren Unternehmen mangele es an einem kennzahlenbasierten Früherkennungssystem. Darüber hinaus würden Krisen lieber verdrängt als die darin liegende Chance, besser zu werden, zu nutzen.

RA Christian Hausherr